Die Zöliakie (auch glutensensitive Enteropathie (GSE)) ist eine systemische Autoimmunerkrankung, bei der eine entsprechende genetische Prädisposition eine wichtige Rolle spielt. Sie kann sich auf verschiedene Organsysteme erstrecken. Die Prävalenz der Erkrankung wird auf etwa 1 Prozent geschätzt, wobei Experten eine hohe Dunkelziffer nicht diagnostizierter Fälle aufgrund „untypischer“ oder leichter Symptomatik vermuten. Die Zöliakie manifestiert sich am häufigsten in einer schweren Entzündung und Schädigung der Dünndarmschleimhaut (Enteropathie). Zusammen mit der daraus resultierenden Störung der Nährstoffabsorption ergibt sich ein weites Spektrum klinischer gastrointestinaler und nicht gastrointestinaler Symptome (u. a. chronische Diarrhoe, abdominaler Schmerz, Gewichtsverlust). Darüber hinaus umfasst die klinische Manifestation der Zöliakie einen möglichen chronischen Hautausschlag in Form der Dermatitis herpetiformis Duhring.
Die Zöliakie wird durch eine Überreaktion des Immunsystems nach Aufnahme von Gluten, speziell des sogenannten Gliadins, ausgelöst, das etwa 90 Prozent des Proteingehalts vieler Getreidesamen ausmacht. Gliadin kann im Dünndarm nur partiell verdaut werden. Weist das Darmepithel, wie bei Zöliakie-Patienten typisch, Lücken auf, können die dabei entstehenden Gliadin-Fragmente die Darmbarriere passieren und in das darunterliegende Bindegewebe gelangen. Das Enzym Gewebstransglutaminase (tTG) desamidiert dort an spezifischen Stellen der Gliadinpeptide die Aminosäure Glutamin in Glutamat. Mit der Modifikation erlangen die Peptide bei gegebener genetischer Prädisposition ihre immunologische Wirkung. Durch die Aktivierung von B-Zellen werden schließlich Antikörper gegen die desamidierten Gliadinpeptide (DGP) und gegen die körpereigene tTG produziert. Zusätzlich sezernieren T-Zellen proinflammatorische Cytokine, die eine Entzündungsreaktion im Gewebe auslösen.
Gemäß der Leitlinie der European Society of Pediatric Gastroenterology, Hepatology and Nutrition (ESPGHAN) (Husby et al., 2020) sollten bei Patienten mit entsprechenden Symptomen zuerst Anti-tTG-Antikörper (IgA) und Gesamt-IgA-Antikörper untersucht werden. Im Falle eines positiven Ergebnisses sollte dieses durch die Bestimmung von EmA (IgA) bestätigt werden. Darüber hinaus wird in den Leitlinien auch auf den zusätzlichen Nutzen zöliakiespezifischer IgG-basierter Tests hingewiesen, wie z. B. Tests zum Nachweis von Antikörpern gegen DGP. Liegt ein genereller IgA-Mangel vor – ein Zustand, der überdurchschnittlich häufig bei Zöliakie- Patienten beobachtet wird – gelten Anti-DGP-Antikörper (IgG) als wichtige alternative Indikatoren für die Zöliakie. EmA lassen sich im IIFT mit Gewebeschnitten der Primatenleber, des Primatenösophagus oder des Primatendarms nachweisen. Das Zielantigen der EmA ist die tTG. Anti-tTG-Antikörper können mit einem ChLIA, ELISA oder EUROLINE bestimmt werden. Zusätzlich lassen sich Anti-DGP-Antikörper mit ChLIA, ELISA, EUROLINE sowie dem monospezifischen EUROPLUS-Substrat nachweisen.