Gemäß dem von der Chapel-Hill-Consensus-Konferenz eingeführten und allgemein anerkannten Klassifizierungssystem werden die Granulomatose mit Polyangiitis (GPA, ehemalig: Wegener’sche Granulomatose, WG), die mikroskopische Polyangiitis (MPA), die eosinophile Granulomatose mit Polyangiitis (EGPA, ehemalig: Churg-Strauss-Syndrom (CSS)) zu den ANCA-assoziierten Vaskulitiden (AAV) zusammengefasst. ANCA (Anti- Neutrophile-Cytoplasma-Antikörper) sind Autoantikörper, die gegen Antigene in den cytoplasmatischen Granula neutrophiler Granulocyten und Monocyten gerichtet sind. Sie sind wichtige serologische Marker für die Diagnose der AAV. Zusätzlich ist für einige der Immunkomplex-Vaskulitiden eine Assoziation mit ANCA beschrieben. Patienten mit Anti-GBM-Glomerulonephritiden (serologischer Marker: Antikörper gegen die glomeruläre Basalmembran; Anti-GBM) sind häufig positiv für ANCA (> 35 %). Positive Befunde können auf eine rapid progressive Glomerulonephritis oder eine GPA hinweisen. Deswegen wird in AAV-Patienten mit renaler Beteiligung die parallele Analyse von ANCA und Anti-GBM-Antikörpern empfohlen.
In der AAV-Diagnostik stützt sich die Testung primär auf den IIFT. Standard für den IIFT ist ein BIOCHIP-Mosaik aus Ethanol(EOH)- und Formaldehyd(HCHO)-fixierten humanen Granulocyten. Weitere exklusive BIOCHIPs von EUROIMMUN, z. B. HEp-2-Zellen mit darauf sedimentierten Granulocyten, erhöhen die diagnostische Sicherheit zusätzlich. Die EUROPLUS-Technik ermöglicht die Kombination herkömmlicher Zellkultursubstrate mit definierten Einzelantigenen (PR3, MPO, GBM) in einem Testfeld. Dies vereinfacht die Interpretation der Immunfluoreszenzmuster erheblich. Mittels IIFT lassen sich zwei ANCA-Typen darstellen: Zum einen der cytoplasmatische Typ (cANCA), der mit der GPA assoziiert ist und sich fast immer gegen Proteinase 3 (PR3) richtet, zum anderen der perinukleäre Typ (pANCA), der auf ein Spektrum verschiedener Erkrankungen hinweist. Das Hautptzielantigen der pANCA ist bei MPA und EGPA vor allem die Myeloperoxidase (MPO), aber auch Antikörper gegen Granulocyten-Elastase, Laktoferrin, Lysozym, Kathepsin G, Beta-Glucuronidase, Azurocidin, h-lamp-2, Alpha-Enolase u. a. werden in Verbindung mit pANCA gefunden.
Positive IIFT-Ergebnisse sind obligatorisch mit einem monospezifischen Anti-PR3- und Anti-MPO-Test (z. B. ChLIA oder ELISA) zu bestätigen (Internationales Consensus-Statement, Savige et al., Am J Clin Pathol, 1999 & 2003). Da sich nicht alle cANCA und pANCA positiv im monospezifischen Test darstellen, wird nur mit einer parallelen Durchführung von IIFT und ChLIA/ELISA die höchste Spezifität und Sensitivität für den ANCA-Nachweis erreicht.
Auch für die Differenzialdiagnostik chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen sind pANCA von großer Bedeutung (67 % Colitis Ulcerosa, 7 % Morbus Crohn). Als Haupt-Zielantigen konnte DNA-gebundenes Laktoferrin identifiziert werden (Teegen et al., Ann N Y Acad Sci, 2009).